Bratkartoffeln beim Schwarzwald Super!

Schwarzwald Super! 2017

Um kurz nach 5 werde ich durch das Surren von Freiläufen geweckt: durch die beschlagenen Autoscheiben sehe ich, wie sich unterm Sternenhimmel die Fahrer für die lange Runde sammeln. Kurz frage ich mich, ob ich auch schnell raus soll – aber dann drehe ich mich doch noch mal um und schlafe noch ein Stündchen. Gestern Abend im Wirtshaus stand schließlich schon das Herbstmenü auf der der Karte, die Saison ist damit offiziell vorbei, da langt auch eine der kürzeren Runden.

Länger, höher, netter als der Ötzi

Ich bin im Schwarzwald, habe in der zweiten Runde noch einen Platz beim Schwarzwald Super! bekommen. Drei Varianten stehen zur Auswahl, die „goldene“ hat es mit 265km und 6500 Höhenmetern besonders in sich. Hat da jemand Ötztaler gesagt?? Der hat vielleicht die höheren Berge, aber dafür halt nur 4 davon.

Und im Gegensatz zum Ötztaler geht es angenehm entspannt zu. Hier fährt niemand mit, um zu gewinnen – eine Zeitmessung gibt es gar nicht erst, auch keine (vermeintlich) einpeitschende Musik zum Start. Stattdessen gibt es einen Stempel, und nach und nach machen sich ein paar 100 Leute auf die lange Runde.

Schwarzwaldnebel

Jeweils eine gute Stunde später starten die mittlere und die „kurze“ Runde – die es mit 175km / 4600 Höhenmetern bzw. 100km / 2700 Höhenmetern auch durchaus in sich haben. Es ist also noch Zeit für ein kurzes Frühstück in der Turnhalle, dann schnell ein Vorher-Bild vom Profifotografen und ab aufs Rad, hinein in den Schwarzwaldnebel. Und war es beim Start mit 5 Grad noch zapfig kalt wird mir schnell warm, denn direkt nach dem Start geht es gleich mal ordentlich bergauf – keine halben Sachen!

Nach und nach klettere ich aus dem Nebel raus in die Sonne, dann kommen mir plötzlich Fahrer entgegen. Bin ich falsch abgebogen? Eigentlich bei der perfekten Beschilderung nicht möglich – und oben klärt es sich dann schnell auf. Am Gipfel gibt es eine Stempelbox, es ging „nur“ um die extra Höhenmeter. Und um einen grandiosen Blick auf den Südschwarzwald: keiner, der hier nicht stehen bleibt und ein Foto macht.

Lecker Frühstück

Nach dem ersten großen Berg stehen noch 2 kleinere Hügel an, bevor die erste Verpflegungsstelle kommt und zu einer ausgiebigen Pause einlädt. Energieriegel sucht man hier vergeblich, statt dessen gibt es ein ordentliches Frühstück mit Käse- und Schinken aus der Region, Hefezopf, dazu Obst, Tee, Kaffee und das eine oder andere Stück selbstgebackenen Kuchen. Das nenne ich mal eine gelungene Rennverpflegung.

Und niemand macht hier Stress – alle machen wirklich Pause, niemand der sich vordrängelt und die Taschen vollstopft, um sofort weiter zu rasen – hier geht es einfach nur ums Radfahren, nicht um Bestzeiten.

Schwarzwald Rundumschlag

Satt geht es weiter durch den Schwarzwald, mal auf kleinen, unbekannten Nebenstraßen, mal auf den größeren Verbindungsstraßen. Vor allem auf den Schauinsland hinauf nervt der Verkehr für ein paar Kilometer, aber das ist wohl leider der Preis den man zahlen muss, wenn man alle nennenswerte Anstiege im Schwarzwald unter einen Hut bringen will. Und das schafft der Schwarzwald Super!, hier gibt es auf einen Schlag einen ziemlich kompletten Eindruck der Region. Und die ist schön, sehr schön sogar – wer den Schwarzwald bisher noch nicht kennt sollte ihn meiner Meinung nach auf jeden Fall auf seine Liste setzen!

Meine Achillesverse: Bratkartoffeln

Durch die Streckenführung und die vielen kleinen Straßen im Schwarzwald gibt es außerdem die Möglichkeit, zwischendrin abzukürzen falls es die Beine nicht mehr mitmachen, das Wetter umschlägt oder es zeitlich eng wird. Auch ich sammle nicht alle Stempel der silbernen Strecke ein – höhere Gewalt, ich konnte nichts machen: schließlich gab es Bratkartoffeln an der Verpflegung, BRATKARTOFFELN!! Da musste ich einfach länger bleiben, keine Chance...

Ein weiterer Vorteil, danach die Abkürzung genommen zu haben: es blieb noch Zeit für die mobile Sauna die im Ziel aufgebaut war...

Schwarzwald Super! Fazit: Super!

Johannes und sein Orgateam – ein großer Teil davon Freiwillige, von Freiburger Radkurieren bis zum örtlichen Gesangsverein – haben hier eine richtig schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt. Eine sportlich anspruchsvolle Strecke, bei der aber trotzdem jeder entspannt und ohne falschen (anstrengenden) Ehrgeiz unterwegs ist. Schon gar nicht fährt hier irgendwer gegen jemand anderen. Dazu tragen maßgeblich auch die super Verpflegungsstellen bei, die zur längeren Essenspausen einladen (übrigens ernährungswissenschaftlich abgestimmt mit der Uni Freiburg). Aber auch die ganzen kleinen Details wie die vorher-nachher-Bilder, die mobile Sauna, das Coffee-Bike und die lokalen Craft-Biere. Oder das es statt einer Finisher Medaille ein Glas Honig und eine kleine Flasche Wein – natürlich aus dem Schwarzwald – gibt: Alles sehr, sehr gelungen. Dazu ein Team, dass jederzeit freundlich und hilfsbereit und unfassbar nett ist – chapeau!!

Johannes, vielen Dank! Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Und sammle dann vielleicht ein paar Stempel mehr ein, zumindest bin ich jetzt gewarnt was die Verlockungen angeht...

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